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.TH MYRESCUE "8" "Juni 2008" "myrescue 0.9.6" "User Commands"
.SH NAME
myrescue \- Festplattenrettungstool
.SH SYNOPSIS
.B myrescue
.RB [ -b
.IR block-size ]
.RB [ -B
.IR bitmap-file ]
.RB [ -A ]
.RB [ -S ]
.RB [ -r
.IR retry-count ]
.RB [ -f
.IR skip-failed ]
.RB [ -s
.IR start-block ]
.RB [ -e
.IR end-block ]
.RB [ -R ]
.RB [ -G
.IR good-range ]
.RB [ -F
.RB [ -T ]
.IR failed-range ]
.RB [ -J
.IR jump-after-blocks ]
.RB [ -U
.IR usb-device-file ]
.I input-file
.I output-file
.SH BESCHREIBUNG
myrescue ist kleines Tool, um von beschaedigten Festplatten
die noch lesbaren Daten zu sichern. Es hat eine aehnliche Funktion wie
dd_rescue, jedoch kann es in mehreren Durchlaeufen aufgerufen werden
und versucht zuerst, die unversehrten Daten zu retten.
.PP
Das Programm versucht, das Medium Block fuer Block in eine
Datei auf einer
.IB anderen (!)
Festplatte zu kopieren, wobei eine Tabelle erstellt ("Blockbitmap")
wird, in der die erfolgreich gelesenen bzw. fehlerhaften Bloecke
festgehalten werden. Diese Blockbitmap kann dann fuer weitere Aufrufe
wiederverwendet werden, so dass nur die bisher nicht kopierten Bloecke
gelesen werden.
.PP
Zudem besitzt MyRescue einen speziellen Modus, um Lesefehler zu behandeln:
Normalerweise sind bei einem Festplattenschaden viele Bloecke betroffen und damit defekt bzw. zerstoert. Versuchte man nun, diese
Bloecke weiterhin zu lesen, so leidet die Plattenoberflaeche, die Lesekoepfe und auch die Mechanik darunter. Die Chancen fuer die Rettung der restlichen unbeschaedigten Bereiche sinken dramatisch.
.PP
Im Skip-Modus versucht MyRescue, so schnell wie moeglich aus dem defekten Bereich herauszukommen. Die uebersprungenen Bloecke werden in der Blockbitmap markiert. Hat man nun die noch
lesbaren Daten gesichert, kann man dann weitere Leseversuche starten.
.PP
Weiterhin kann MyRescue zufaellig Bloecke ausprobieren. Damit erhaelt
man einen ersten Ueberblick ueber Ausmass und Struktur der
Schaeden. Bei regelmaessigen Schaeden (z.B. Ausfall eines ganzen
Lesekopfs) kann man so die physikalische Struktur der Platte
herausfinden und die beschaedigten Bereiche beim ersten Durchlauf
umgehen.
.PP
Um die Festplatte weiter zu schonen, kann das Programm aufgefordert
werden, die Umgebung bereits bekannter Defekte zu meiden oder
zunaechst nur in der Naehe intakter Bereiche zu arbeiten.
.PP
Abschliessend besitzt das Programm eine Option, um mehrfache Leseversuche
auf defekte Bloecke zu starten, bevor sie als zerstoert eingetragen werden.
.SH HINWEIS
.B DIESES TOOL IST KEIN (!) ERSATZ FUER PROFESSIONELLE DATENRETTUNG DURCH
.B DARAUF SPEZIALISIERTE FIRMEN.
.PP
Haben Sie also die Moeglichkeit, eine solche Firma kostenguenstig
(da solche Dienstleistungen sehr kostspielig sind) zu engagieren, dann sollten
sie nicht einmal daran denken, MyRescue einzusetzen, da es zur weiteren Beschaedigung der Festplatte fuehren kann.
MyRescue ist nur fuer ganz Verzweifelte, die sich eine professionelle Datenrettung auf keinen Fall leisten koennen und fuer diejenigen, die ganz genau wissen, was sie tun.
.PP
Datenrettung - egal ob professionell oder in Heimarbeit - ist
sorgfaeltige Detektivarbeit. Der Zustand von beschaedigten Platten
kann sich schnell verschlechtern und sie reagieren nicht mehr
deterministisch. Hat man erst einmal einen Fehler gemacht, bekommt man
meistens keine zweite Chance. Deswegen muss man sich genau bewusst
sein, was man tut und genau verstehen, was gerade mit der Platte
passiert. Wenn Sie sich unsicher fuehlen, sollten Sie jetzt aufhoeren
und einen Linux-Experten um Unterstuetzung bitten.
.PP
Man sollte nicht zuviel erwarten. Den Autoren sind zwar schon
komplette Restaurierungen gelungen, aber davon sollte man nicht
ausgehen. Sehen Sie die Daten und Festplatte vorerst als zerstoert
an. (Und freuen sich ueber alle ueberlebenden Dateien, die doch noch
auftauchen.)
.PP
Es gilt der uebliche GPL-Haftungsausschluss.
.B INSBESONDERE SEI DARAUF HINGEWIESEN, DAS DER AUTOR KEINERLEI HAFTUNG
.B FUER MISLUNGENE RETTUNGSVERSUCHE ODER ZERSTOERTE FESTPLATTEN UEBERNIMMT!
.PP
Und abschliessend, auch wenn Sie das jetzt vermutlich am wenigsten
hoeren wollen: Machen Sie in Zukunft regelmaessige Datensicherungen,
um ein "naechstes Mal" in Sachen Datenrettung zu vermeiden.
.SH OPTIONS
.TP
.BI -b " block-size"
Die Groesse der Sektoren (fuer die Fehlererkennung) der Festplatte. Meistens sind das 4096 Bytes, was zufaellig der Defaultwert ist.
.TP
.BI -B " bitmap-file"
Gibt den Namen der Bitmap-Datei an, die die Status aller Bloecke
beinhaltet. Wenn man die Datei mittels hexdump anschaut,
so steht der Wert 01 fuer korrekt gelesene Sektoren, 02 fuer solche,
die erst nach laengerer Zeit gelesen werden konnten und 00 fuer noch
nicht bearbeitete. Negative Werte geben die Anzahl fehlgeschlagener
Leseversuche an. Gibt man keine Dateinamen an, so wird der Name
.IB output-file .bitmap
verwendet.
.TP
.B -A
Wenn ein fehlerhafter Block entdeckt wird, wird der Kopiervorgang abgebrochen.
.TP
.B -S
Aktiviert den Skip-Modus: Wenn ein fehlerhafter Block entdeckt wird,
so erhoeht sich die Schrittweite exponentiell, bis wieder ein lesbarer
Block gefunden wird.
.TP
.BI -f " skip-failed"
Bloecke ueberspringen, die schon
.I skip-failed
mal nicht gelesen werden konnten. Damit kann vermieden werden, dass der
Lesekopf immer wieder ueber den gleichen Sektor kratzt.
.TP
.BI -r " retry-count"
Gibt die Anzahl der Leseversuche an, bis ein Block als defekt eingetragen wird.
Voreinstellung ist 1
.TP
.BI -s " start-block"
Die Nummer des Startblocks, bei dem angefangen werden soll. Voreinstellung ist 0
.TP
.BI -e " end-block"
Die Nummer des Endblocks, bis zu dem gelesen werden soll (wobei dieser nicht
eingeschlossen ist). Voreinstellung ist: Groesse von
.I input-file
dividiert durch die
.IR block-size .
.TP
.B -R
Rueckwaerts lesen, d.h. von
.I end-block
(nicht eingeschlossen) bis
.I start-block
.TP
.BI -G " good-range"
Es werden nur Bloecke gelesen, die hoechstens
.I good-range
Bloecke von einem schon erfolgreich gelesenen Block entfernt liegen.
.TP
.BI -F " failed-range"
Erweitert die Wirkung von -f: Es werden auch Bloecke uebersprungen,
die bis zu
.I failed-range
Bloecke von einem laut -f zu ueberspringenden Block entfernt liegen.
.TP
.B -T
Vermeide Bloecke, die zwar erfolgreich gelesen werden konnten, bei
denen dies aber ungewoehnlich lange gedauert hat. Diese Bloecke zeigen
meist die Randbereiche von langsam sterbenden Plattenbereichen
an. Diese Option sorgt dafuer, dass diese Bloecke fuer die Optionen
bei -A, -S und -F wie defekte Bloecke behandelt werden.
.TP
.BI -J " jump-after-blocks"
Jeweils nachdem
.I jump-after-blocks
Bloecke in beide Richtungen gelesen wurden, wird zufaellig zu einem anderen Block gesprungen.
Sinnvoll, um Platten mit verstreuten Defektbereichen zunaechst zu
scannen. In diesem Modus bewirkt -S das Weiterspringen beim ersten
Defekt oder beim Antreffen eines Blocks, der laut -f, -G or -F zu
ueberspringen ist.
.TP
.BI -U " usb-device-file"
(Linux spezifisch) Nach jedem Lesefehler das per
.I usb-device-file
spezifizierte Gerät zuruecksetzen.
Manche kaputte SD-Karte verschwindet nach einem Lesefehler komplett vom Bus.
Der USB-Leser muss daher komplett zurueckgesetzt werden, um ueberhaupt
weitermachen zu koennen.
.IP
Weitere Hintergrund-Infos: https://www.idioten-notschlachten.de/blog/2011/11/13/kennen-sie-asmi/
.TP
.BR -h ", " -?
Zeigt die Online-Hilfe an.
.SH EMPFOHLENE VORGEHENSWEISE
.PP
Bevor man sich die Prozedur der Datenrettung antuen moechte ;-),
sollte man folgendes ueberdenken:
.IP \(bu
Bei der Datenrettung ist jeder Fall einzigartig und benoetigt eine
spezifische Herangehensweise. Das sture Befolgen von Vorgehensweisen
ist ein dumme Idee. Betrachten Sie das folgende nur als Beispiel,
beobachten Sie den Vorgang genau und schreiten sie ein, wenn etwas
ungewoehnliches passiert. Und noch einmal: Wenn Sie sich unsicher
sind, hoeren Sie sofort auf und ziehen einen Experten zu Rate.
.IP \(bu
Der ganze Vorgang ist sehr langwierig (u. Umstaenden mehrere Stunden
oder gar Tage!) und aeusserst nervenaufreibend...
.IP \(bu
Man braucht genuegend freien Speicherplatz, und zwar mindestens die
doppelte Mediengroesse (nicht nur der belegte Platz!) plus eine
Blockbitmap mit je einem Byte pro Block. (Z.B. bei einer 4 GB
Partition mehr als8 GB freien Speicher). Es sollte offensichtlich
sein, dass die Daten NICHT auf der beschaedigten Platte gesichert
werden.
.IP
.PP
Nun gut, hat man sich dazu entschieden, so geht man wie folgt vor:
.IP \(bu
Bestimmen Sie die Hardware(!)-Blockgroesse ihrer Festplatte
(meistens 4096 Bytes). Dies kann mittels dem
Befehl hdparm oder ueber die Webseiten des Herstellers Ihrer
Festplatte geschehen. Wer weiss, wie man das direkt aus MyRescue hinbekommt, moege es mich wissen lassen.
.IP \(bu
Starten Sie einen Durchlauf mit skip-modus und einem Leseversuch
pro Block, um zuerst die noch lesbaren Daten zu sichern.
.IP \(bu
Starten Sie einen weiteren Durchlauf ohne skip-modus.
.IP \(bu
Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis sich die Fehlerzahl nicht mehr aendert.
Man sollte aufgrund der mechanischen Erwaermung der inneren Festplattenteile
zwischen den Durchlaeufen immer ein bis zwei Stunden warten.
.IP \(bu
Wiederholen Sie das ganze mit einer hoeheren Zahl an Leseversuchen.
.IP \(bu
.B Erstellen Sie eine Kopie der geretteten Daten
und fuehren Sie ggfs. den Befehl fsck darauf aus. Die Kopie ist
wichtig! Wenn Dateisystemstrukturen beschaedigt wurden, koennen die
Reparaturversuche von fsck die gerade geretteten Daten
zerstoeren. Arbeiten Sie also ab jetzt immer mit einer Kopie der
Image-Datei.
.IP \(bu
Mounten Sie das Dateisystem (falls in eine Datei kopiert: mittels
loopback). Falls die Verzeichnisstrukturen zerstoert wurden, finden
sich die noch zuzuordnenden Dateifragmente im Verzeichnis lost+found
.PP
Es hilft vielleicht, wenn man waehrend des Lesens von defekten Bloecken der
Festplatte Zeit gibt, sich zu rekalibrieren.
.PP
Die Programmierer freuen sich (vor allem wenn alles glatt geht) von
Ihnen und Ihren Erfahrungen hoeren, insbesondere im
.B Experiences
-Forum auf der Sourceforge Project Seite. Vielen Dank!
.SH BEKANNTE FEHLER
Das Handling der
.I bitmap-file
verlaesst sich darauf, dass bei
.BR lseek (2)
hinter das Dateiende der Bereich bis dahin mit Nullen aufgefuellt wird.
.PP
Die Blockbitmap zaehlt hoechstens 127 Lesefehler.
.SH AUTOREN
Kristof Koehler <kristofk@users.sourceforge.net>,
Peter Schlaile <schlaile@users.sourceforge.net>
.SH UEBERSETZUNG
Holger Ohmacht <holger.ohmacht@web.de>
Kristof Koehler <kristofk@users.sourceforge.net>
.SH ANDERE TOOLS
.BR dd (1),
.BR dd_rescue "(no manpage?)"
.PP
http://www.google.de/search?q=data+recovery
.PP
http://myrescue.sourceforge.net/
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